Die 16 Megapixel des M-4/3-Sensors sind guter Durchschnitt, für Ausschnittsvergrößerungen reichen sie aber kaum aus. Doch Olympus hat der OM-D E-M5 Mark II einen ganz besonderen Modus spendiert, der die Technik der Sensor-Bildstabilisierung nutzt, um die Auflösung auf 40 Megapixel zu erhöhen. Dabei werden acht Einzelaufnahmen gemacht und der Sensor jedes Mal ein wenig verschoben. Die Kamera rechnet diese Aufnahmen wahlweise in ein JPEG oder ein Rohdatenbild um.Dafür hat Olympus ein Extra-Modul für Adobes Photoshop entwickelt, mit dem derart große Rohdatenbilder entwickelt werden können. Die JPEGs lassen sich ganz normal öffnen. Der Modus hat seine Vor- und Nachteile. Es dauert einige Zeit, bis die acht Aufnahmen durchlaufen wurden - währenddessen sollte sich nichts im Motiv bewegen und auch die Kamera selbst sollte auf einem schweren Stativ sicher stehen. In der Praxis funktionieren solche Aufnahmen nur im Studio oder bei Landschaften, wobei hier schon Wind in den Ästen beim genauen Hinsehen für Bildstörungen sorgen kann. Architekturaufnahmen gelingen jedoch in ausgezeichneter Qualität. Für die gibt es sogar eine kamerainterne, manuelle Möglichkeit für die Korrektur stürzender Linien, doch ausgerechnet im 40-Megapixel-Modus funktioniert diese nicht.
Die Rohdaten der Olympus-Kamera werden unkomprimiert auf der SD-Karte abgelegt und bieten im Vergleich zu den JPEGs deutlich bessere Nachbearbeitungsmöglichkeiten. Das gilt für Farb-, aber vor allem für Belichtungskorrekturen. Unterbelichtete und scheinbar unrettbar verlorene Details lassen sich hier noch herausarbeiten.Die Kamera arbeitet ausschließlich mit einem Kontrast-Autofokus mit 81 Messfeldern, die sich entweder in eine Gruppe mit neun Feldern zusammenfassen oder einzeln nutzen lassen. Wer will, kann auch eine kontinuierliche Messung mit zuschaltbarer Tracking-Funktion verwenden, wobei der Schärfepunkt einem sich bewegenden Bildbereich folgen kann. Das klappt bei langsamen Motiven recht zuverlässig, bei vorbeifahrenden Autos jedoch eher durchschnittlich gut.
Der normale Autofokus ist von seiner Geschwindigkeit her top - es gibt unserer Kenntnis nach kaum eine Systemkamera außer der teureren Olympus E-M1 mit Hybridautofokus, die nur annähernd so schnell und präzise ist. Die Gesichtserkennung kann sogar zwischen dem linken und rechten Auge unterscheiden, was bei sehr großen Blendenöffnungen sinnvoll ist.
Der kontinuierliche Autofokus ist nicht ganz so genau, gehört aber immer noch zu den besseren bei Systemkameras. Hier empfiehlt es sich, den Serienbildmodus ausgiebig zu nutzen und die Scharfstellung zwischen den Aufnahmen zu aktivieren. Dadurch steigt die Trefferausbeute deutlich. Die Olympus schafft zwar bis zu 10 Bilder pro Sekunde im Serienbildmodus, sollte jedoch in den langsameren Modus geschaltet werden, denn nur hier wird die Fokussierung zwischen den Aufnahmen korrigiert. Zudem sollte die Schärfepriorität aktiviert werden, damit die Kamera nur auslöst, wenn sie erneut scharf gestellt hat.
Wer will, kann eine Vorfokussierung anstellen, die schon scharfstellt, wenn der Nutzer die Kamera vors Auge hält. Das verhilft gelegentlich zu etwas besseren Ergebnissen, aber diese Funktion ist genau wie die kontinuierliche Scharfstellung nicht freundlich zum Akku. Er ist für ungefähr 350 Bilder gut, wobei bemerkt werden muss, dass in der E-M5 MII kein Blitz eingebaut wurde. Ein klappbarer Mini-Aufsteckblitz (Leitzahl 9,1 bei ISO 100) ohne eigene Stromversorgung liegt dem Paket bei, für größere Aufnahmen sollte es jedoch ein Systemblitz sein, der von der Kamera auch drahtlos angesteuert werden kann.
Leider muss der Akku über ein separates Ladeteil aufgeladen werden und kann nicht, wie bei vielen Systemkameras mittlerweile üblich, auch über Micro-USB geladen werden. Es ist sogar ein Spezialkabel erforderlich, um die Kamera an den Rechner anzuschließen. Alternativ bietet sich die Nutzung des WLAN-Moduls der Kamera an, um sie fernzusteuern oder ihr Bildmaterial auf den PC oder ein mobiles Gerät zu übertragen. Ein GPS-Modul ist nicht vorhanden.Filmen kann die OM-D E-M5 Mark II ebenfalls, aber nur in Full-HD in MPEG-4 AVC/H.264 mit 30 und 60p, auf Wunsch auch mit schnittfreundlichem All-Infra-Format ohne Interframe-Komprimierung. Die Bildstabilisierung ist auch beim Filmen aktiv und sorgt für sehr ruhiges Filmmaterial - doch bei Schwenks müssen die ersten Sekundenbruchteile oft weggeschnitten werden. Hier kämpft die Stabilisierung kurz sichtbar gegen die Bewegung an. Die Option Sensoranpassung (M-IS2) sorgt beim Filmen mit starken Kamerabewegungen für deutlich weniger Schwierigkeiten. Insgesamt bleibt die Videoqualität jedoch nur auf mittlerem Niveau. Wer viel filmen will, ist mit anderen Kameras beispielsweise aus der Sony-7-Serie besser bedient.
Die E-M5II ist keine Kamera für hohe ISO-Werte. Im Bereich von ISO 200 bis ungefähr ISO 800 stört das Rauschverhalten nicht, aber ab ISO 1.600 sind zunehmend aggressive Rauschbekämpfungsmaßnahmen erkennbar. Hier gehen viele Details im Bild verloren. Das ist besonders störend bei Ausschnittsvergrößerungen. Bei ISO 6.400 ist das Bildrauschen stark, und Fotos mit dem Maximalwert von ISO 25.600 sollten stark verkleinert werden, damit das Pixelgestöber und der Mangel an Details weniger auffallen. Als Alternative hat sich der Schwarz-Weiß-Modus bewährt, bei dem viele Anwender ein erhöhtes Rauschen als weniger störend empfinden.
Abgesehen von solchen Extremen ist die Bildqualität aber sehr gut. Das Bildmaterial kann durch seine hohe Detailauflösung überzeugen, was aber auch ganz wesentlich von den verwendeten Objektiven abhängt. Hier will Olympus für hohe Qualität auch viel Geld sehen. Darauf werden wir noch einmal zurückkommen. Beim automatischen Weißabgleich konnten wir keine groben Fehler erkennen, Mischlicht mit unterschiedlichen Temperaturen bringt praktisch jede Kamera aus dem Konzept.Interessant ist die Kontrastanhebung, die schon bei den Standardeinstellungen der Kamera, zum Beispiel bei Ästen vor klarem Himmel in der 1:1-Ansicht, auffällt, bei verkleinerter Ansicht aber eher einen knackigen Eindruck hinterlässt. So einfach lässt sich das menschliche Auge täuschen. Doch das ist letztlich Kritik auf hohem Niveau - die Bilder der Kamera dürften im Alltag von Betrachtern eher als farblich ausgewogen und scharf bezeichnet werden.
Gut gefallen hat uns die Möglichkeit, bei Rohdatenbildern selbst aus scheinbar unaufhaltbaren Schatten beziehungsweise unterbelichteten Bildern in der Nachbearbeitung noch viel herausholen und die Bilder retten zu können.Das Kameragehäuse kostet ungefähr 1.100 Euro im Versandhandel. Das empfehlenswerte, aber recht große und schwere M.ZUIKO Digital ED 12-40 mm 1:2.8 Pro (70 x 84 mm, Gewicht: 382 Gramm) kostet alleine rund 1.000 Euro, so dass die Kombination aus Kameragehäuse und 12-40-mm-Zoom für rund 1.800 Euro sehr günstig angeboten wird. Das leichte, lichtstarke und günstige M.Zuiko digital 25 mm 1.8 schwarz hingegen (58 x 42 mm, 137 Gramm) kostet nur 390 Euro und sollte für Einsteiger, die Wert auf eine günstige aber sinnvolle Kombination legen, erst einmal ausreichen. An der Olympus entsteht durch den Crop-Faktor des Sensors der Bildeindruck eines 50-mm-Objektivs.
Wer ein hervorragendes und recht leichtes 1:1-Makro sucht, wird beim M.Zuiko digital ED 60mm 2.8 für rund 540 Euro fündig. Es kann auch als Teleobjektiv verwendet werden und passt mit 56 x 82mm und einem Gewicht von 185 Gramm in jede Fototasche. Das kann man vom M.Zuiko digital ED 40-150mm 2.8 Pro nicht behaupten, das zwar mit 1.600 Euro das teuerste Objektiv des Testfelds ist, aber zusammen mit dem kleinen Zoom die meisten Ansprüche selbst von Profis abdeckt - Randabdunklungen oder chromatische Abberationen sind kaum zu erkennen, schon bei großer Blende gelingen scharfe Bilder, ein wenig Abblenden sorgt dafür, dass sie auch bis zum Rand hin scharf bleiben, Wer die Kamera mit dem Kitobjektiv und dem Telezoom erwirbt, zahlt dafür aber stolze 3.400 Euro.
Die Olympus E-M5 II hat Vor- und Nachteile. Die Autofokus-Geschwindigkeit und die Trefferquote sind außerordentlich hoch, obwohl nur ein Kontrastmessverfahren genutzt wird. Von der Samsung NX1 wird sie bei bewegten Motiven auch dank dort genutzter Hybrid-Autofokustechnik jedoch problemlos ausgespielt. Dennoch ist es erstaunlich, wie gut die Kamera beim Fokus-Tracking abschneidet.
Die Bildqualität ist besonders bei Rohdatenbildern sehr hoch, bei JPEGs fehlen gerade bei etwas höheren ISO-Werten schnell Details. Die Farbwiedergabe bei JPEGs ist bemerkenswert gut, doch Belichtungsfehler lassen sich am besten bei RAWs beheben. Wenn immer möglich, sollten Rohdatenbilder oder zumindest beide Bildformate parallel aufgenommen werden. Eine gelungene Abwechslung für alle, die nicht stundenlang mit Bildbearbeitungsprogrammen arbeiten wollen, sind die Filmsimulations- und Kunstfilter, die teilweise Instagram-artige Effekte schon in der Kamera erzeugen können. Es gibt sogar einen Aufnahmemodus, bei dem ein Motiv mit allen Kunstfiltern behandelt und die Ergebnisse einzeln abgelegt werden.(cliquez ici pour suivre le lien)
Der 40-Megapixel-Modus mag für Spezialfälle interessant sein, erfordert jedoch ein gutes Stativ und ein unbewegtes Motiv, was in der Praxis eher selten anzutreffen ist. Auf der Wunschliste von Videofilmern dürfte die Kamera nicht landen, dafür ist ihre Aufnahmequalität zu durchschnittlich. Dennoch: In manchen Situationen kann die Olympus auch hier durch die enorm gute Bildstabilisierung glänzen.
Wenig angetan waren wir von den Menüs. Wer sich hier schnell zurechtfindet, ist ein Gedächtniskünstler oder hat das Handbuch auswendig gelernt. Mit steigender Erfahrung dürften die meisten Funktionen in akzeptabler Zeit gefunden werden. Die Komplexität der Einstellungen lässt sich auch durch die vielen Knöpfe und Schalter nur annähernd zähmen, obwohl ihre Platzierung auf dem kleinen Gehäuse gut gelungen ist.