Wie schon bei unserem ersten Antesten von Windows RT auf der Ifa zeigt sich auch beim längeren Test, dass sich RT auf einem Tablet wie Windows auf einem Notebook anfühlt. Die Optionen auf dem Desktop gibt es in Hülle und Fülle.Wer zum ersten Mal vor einem Windows-RT-Gerät sitzt, der findet sich nicht nur auf Anhieb zurecht, sondern bemerkt zudem keinen Unterschied zwischen Windows 8 und Windows RT. Das gilt insbesondere für Geräte wie das Vivo Tab RT. Mit dem Tastaturdock sieht es nicht nur wie ein Windows-Notebook aus, sondern fühlt sich auch genauso an. Sogar das Seitwärtsscrollen in der Metro-Oberfläche auf dem Touchpad mit zwei Fingern funktioniert.Auch die Bildschirmverwaltung gleicht der unter Windows 8. Ein externer Monitor wird per Micro-HDMI am Tablet angeschlossen, der interne Monitor spiegelt die externe Auflösung, und mit ein paar Klicks kann der Bildschirm erweitert werden. Dann ist definitiv einen Mausersatz nötig, da der Touchscreen an der Seite des Tablets aufhört. Wir haben beim Erweitern des Bildschirms leichte Leistungsprobleme beim Rendern des Bildschirms sehen können, die zwar spürbar sind, aber kaum stören. Integrierte Grafikkerne in x86-Prozessoren können das besser.
Selbst wer genau hinschaut, wird nur mit Mühe Unterschiede finden. So gibt es den Group Policy Editor genauso wie msconfig.exe. Die Kommandozeile ist neben der Powershell verfügbar, und wer will, kann einen Systemcheck per SFC machen. Auch der Task Manager sieht fast genauso aus wie der von Windows 8. Hier sind ein paar Unterschiede zu erkennen. Zum einen gibt es unter Leistung einen Tegra zu sehen, und zum anderen fehlt das Autostart-Tab für Anwendungen, die beim Booten automatisch gestartet werden. Das ist eine der Maßnahmen, mit denen Microsoft für lange Akkulaufzeiten sorgen will. Schließlich sollen nicht irgendwelche Autolauncher den Akku unnötig belasten.
Microsoft deaktiviert für Windows RT so manchen Dienst, der dann in der Computerverwaltung verwirrende Fehlermeldungen auslöst. Das ist durchaus Absicht. Windows RT ist auf Stromsparen getrimmt, und so ist es sinnvoll, dass bestimmte Dienste einfach nicht aktiv sind. Das hat Microsoft nicht konsequent umgesetzt. Das System suggeriert beispielsweise in der Verwaltung die Möglichkeit der Konfiguration von Windows-Freigaben, meldet dann aber einen Fehler 2114. Das liegt daran, dass unter Windows RT der Dienst "Server" deaktiviert ist. Wird dieser gestartet, steht wie gewohnt die Freigabe zur Verfügung. So gelang es uns immerhin über das Netzwerk, unabhängig von der Homegroup, eine Freigabe einzurichten.Die Freigabe funktionierte bei uns allerdings nur mit einem lokalen Account, der über das Netzwerk verwendet wurde. Der Versuch, sich entfernt mit einem Microsoft-Account anzumelden, scheiterte.
Gerade bei solchen Konfigurationsfenstern ist Windows RT ganz schön langsam. Manchmal wollte uns das System beispielsweise keine Dienste anzeigen.Was Windows RT von Windows 8 unterscheidet, ist der eingeschränkte Desktop. Apps gibt es nur für die Kacheloberfläche. Exe-Dateien werden nicht ausgeführt. Wer also seinen Lieblingsbrowser oder einen Dateimanager installieren will, muss auf Portierungen warten. Bei Browsern sieht es allerdings schlecht aus, da diese für Windows RT wohl nicht erlaubt werden Interessanterweise führt Windows RT MSI-Pakete aus. Der Microsoft Installer bricht dann jedoch ab, sobald das Paketinnere gescannt wurde. Als Alternative kann in der Systemsteuerung (System) noch ein Zugang zu Firmen-Apps freigeschaltet werden. Da wir keine Firmenanmeldeinformationen für den Test hatten, konnten wir das jedoch nicht testen.
Ein paar Probleme sind uns beim Benutzen des Tablets aufgefallen. Neben den bereits erwähnten seltsamen Eigenarten in tiefen Systemfunktionen gab es vor allem wider Erwarten mit unseren Druckern Probleme. Während unsere Windows-8-Geräte, wie es Microsoft versprochen hat, Geräte in unserem Netzwerk automatisch einbinden, wollte das Vivo Tab RT unseren HP-Drucker so nicht finden. Wir mussten ihn über das Hinzufügen des Druckers einbinden, der dort auch sofort im Netzwerk erkannt wurde. Ein Hinzufügen als "Gerät und Drucker" funktionierte im Desktop hingegen nicht. Wir sahen dafür ständig Bluetooth-Geräte in unserer Umgebung. Auch das Hinzufügen des Druckers über die Metro-Einstellungen wollte nicht gelingen. Das bedeutet, dass ein Windows-RT-Nutzer ab und an im Bereich des Desktops konfigurieren muss, und sei es für das Hinzufügen eines Druckers. Windows RT liefert zahlreiche Treiber für Drucker mit. Beim kurzen Drüberschauen hatten wir den Eindruck, dass es dieselben Treiber sind, die auch Windows 8 zur Verfügung stehen. Für ein Tablet ist das eine große Auswahl.
Eine seltsame Fehlermeldung haben wir zudem über Office 2013 bekommen. Beim Versuch, in Office selbst den Drucker hinzuzufügen, kam die Fehlermeldung: "Der Active-Directory-Domänendienst steht momentan nicht zur Verfügung." Für den Endanwender ist das nicht unbedingt eine hilfreiche Fehlermeldung. Durch die zahlreichen alternativen Wege des Hinzufügens von Druckern ist das aber kein unlösbares Problem. Fehlermeldungen gibt es zudem bei Office auch durch Makros.Den schlimmsten Zwischenfall gab es beim Abkoppeln vom Dock. Da stürzte uns das Tablet zweimal ab. Hoffentlich kann Asus das Problem noch lösen, wir gehen davon aus, dass das ein Bug im System ist. Auf das Dock kann der Nutzer in der Regel unter Windows RT verzichten. Wir haben keine Stellen gefunden, die nicht mit dem Touchscreen benutzbar sind. Der Anwender muss aber ein paar Einschränkungen kennen, die zum Teil nerven.
Der Desktop von Windows RT ist in keiner Weise besser an die Fingerbedienung angepasst als der von Windows 8 oder Windows 7. Als wir in den Energieeinstellungen versucht haben, die Helligkeit mit einem klassischen Windows-Slider einzustellen, brauchten wir mehrere Versuche. Windows bietet auch in der RT-Version abseits der aufgesetzten Kacheloberfläche keine Trefferzonen um Bedienelemente, obwohl diese notwendig sind und häufig genug Platz vorhanden ist. Zudem wird auch unter Windows RT nicht die virtuelle Tastatur automatisch gestartet, wenn der Nutzer auf dem Desktop in ein Feld tippt.Die neue virtuelle Tastatur ermöglicht kein Multiselect auf dem Desktop. Wer also mit der Steuerungstaste und dem Finger mehrere Elemente auswählen will, kann das nicht tun. Es gibt aber Alternativen, wie etwa das Ziehen eines Rahmens um Dateien. Wer gezielter auswählen will, muss die Bildschirmtastatur nutzen, die von älteren Windows-Versionen übernommen wurde. Damit kann mit gedrückter Steuerungstaste mehr als eine Datei ausgewählt werden. Diese Tastatur beherrscht leider kein Multitouch. Wir mussten beim Arbeiten also zwischen den beiden Tastaturen wechseln, um alles durchführen zu können. Alternativ kann beim Selektieren mit dem Finger auch die obere linke Ecke eines Elements anvisiert werden. Dann können mehrere Elemente selektiert werden. Wer zwischendurch danebenklickt, was auf dem Desktop häufiger passiert, verliert die Selektion jedoch wieder.
Dateioperationen wie beispielsweise das Hochladen von Bildern über einen Browser sollte der Anwender, wenn möglich, über die Metro-Oberfläche durchführen. Dort funktioniert Multiselect durch einfaches Anklicken, da die Kacheloberfläche anderen Bedienungsprinzipien folgt als die Desktopoberfläche. Das funktioniert bei der Fingerbedienung deutlich besser.Gerade bei vielen offenen Desktopanwendungen zeigt sich ein Problem mit Windows RT und der Hardware. Das System wird einfach langsam. Die Fotoanwendung hat mitunter Schwierigkeiten, schnell Rohdateien anzuzeigen. Hier und da verschwinden Icons in der Taskleiste und der Desktopbrowser muss Bildinhalte neu nachladen. Wer sich nur in der Kachelwelt bewegt, hat diese Probleme nicht. Doch durch Office 2013 hat der Nutzer eigentlich ständig einen Grund, zusätzlich den Desktop zu nutzen.
Insgesamt ist die Geschwindigkeit in der Praxis ziemlich gut. Der Anwender sollte bei großen Excel-Dokumenten Geduld haben und ab und zu Desktopanwendungen schließen. Die neuen Windows-8-Apps frieren ohnehin ein. Da der Speicher nicht einfach erweitert werden kann, lässt sich nicht beurteilen, ob etwas mehr RAM helfen würde oder der Prozessor bei einigen Single-Thread-Anwendungen einfach zu langsam ist.Full-HD-Videos lassen sich über die Video-App problemlos abspielen. Wer jedoch zwischen Apps viel hin- und herwechselt, muss mit Verzögerungen rechnen, bis das Video wieder flüssig läuft.Die Akkuverwaltung verwirrte uns insgesamt etwas. Bei einem vollen Tablet und einem halbleeren Dock wurde der Akku des Tablets benutzt, nicht der des Docks. Beim Ein- und Ausstecken wurde dann doch gelegentlich der Akku des Docks verwendet. Das liegt daran, dass ab einem gewissen Batterielevel der Dock-Akku den Tablet-Akku auflädt, statt einfach die Energie durchzuleiten. Das geht letztendlich unnötig auf die Akkuzyklen. Insgesamt gefällt uns die Batterieverwaltung deswegen nicht, auch wenn es Vorteile haben kann, durch das Dock das Tablet etwas aufzuladen. Unter Windows wird normalerweise zuerst ein Slice- oder Laufwerksschachtakku verwendet, bevor der Hauptakku die Energieversorgung übernehmen muss.
Der Akku des Docks entleert sich nicht vollständig, um das Tablet aufzuladen. Bis 5 Prozent geht der Ladestand zurück. Ab dem Moment nutzt das Tablet wieder den eigenen Akku. Erst danach wechselt das System wieder auf den Akku im Dock und schaltet sich bei 2 Prozent Restkapazität ab.Windows RT meldete uns zudem nie eine Restlaufzeit des Akkus. Das hat das RT-Tablet mit anderen Tablets mit iOS oder Android gemeinsam. Für Windows ist das allerdings ungewöhnlich, zeigt das System doch normalerweise recht präzise Restlaufzeiten anhand der aktuellen Last an. Dafür meckert das System darüber, dass aktuelle Helligkeitseinstellungen die Akkulaufzeit negativ belasten. Das war aber Absicht, da uns das Tablet in den normalen Einstellungen zu dunkel war. Die Prozentwerte als Basis haben einen weiteren Nachteil, den wir schon länger an Windows kritisieren. Die Laufzeiten von Windows-Geräten sind mittlerweile so lang, dass eine Basis anhand der Restzeit besser wäre. In den Standardeinstellungen warnt das Vivo Tab RT mit dem Dock zusammen bereits bei 6 Prozent vor einem leeren Akku. Normalerweise hat das Tablet dann aber weit mehr als eine Stunde Akkulaufzeit übrig.
Die Akkulaufzeiten sind für ein Windows-Gerät enorm, vor allem bei nur 530 Gramm Gewicht. Wir haben beim Arbeiten mit dem Tablet etwa 10,5 Stunden Laufzeit in der Praxis erreicht. Die Helligkeit des Tablets passte sich dabei den wechselnden Lichtverhältnissen an, WLAN war aktiv, und selten haben wir uns per Mobilfunk eingewählt. In den Einstellungen haben wir dem Tablet nicht erlaubt, sich oder das Display abzuschalten. In einem zweiten Test interessierte uns, ob das Abspielen von Videodateien nennenswert auf im Vergleich zu x86ern schwache CPUs Einfluss hat. Wir haben also bei niedriger Helligkeit und bei aktivem WLAN Big Buck Bunny (720p) in einer Dauerschleife laufen lassen. Nach 9 Stunden und 44 Minuten schaltete sich das Tablet ab. Das Anschauen von Videos ist also eine höhere Last als normales Arbeiten. Ein Test mit dem 540 Gramm wiegenden Dock konnten wir aus Zeitgründen leider nicht durchführen. Insgesamt hält Windows RT, was es verspricht: akzeptable Geschwindigkeit bei langen Akkulaufzeiten und geringem Gewicht.
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