Acer Aspire One A110L Das Interesse der Kunden an den bezahlbaren Mini-Rechnern ist derart groß, dass das Marktgeschehen wie auch bei anderen begehrten Produkten inzwischen seltsame Blüten treibt. Acer Deutschland will nach eigener Aussage erst Ende Juli mit der Auslieferung der Geräte beginnen, bereits drei Wochen früher tauchte die Linux-Version Aspire One 110L mit 512 MByte RAM und 8-GByte-SSD bei einigen Versendern auf. Die Windows-Variante 150X mit 120-GByte-Festplatte und 1 GByte RAM ist noch nicht lieferbar.Nachdem Acer das Netbook erst Anfang Juni auf der Computex 2008 in Taiwan ankündigte, ist das eine rekordverdächtige time to market. Bereits nach den ersten Bildern des Geräts, das mit einer Hochglanzoberfläche sehr fotogen gestaltet wurde, handelten viele Foren und Blogs das kleine Aspire als erstes Netbook mit Stil.
Golem.de hat sich das Modell 110L mit deutscher Tastatur und englischer Linux-Installation gekauft und nicht nur nach den äußeren, sondern auch den inneren Werten gesucht. Wie sich herausstellte, bietet der Acer-Mini viel Licht - aber auch etwas Schatten.Wie schon bei Medions E1210 bestimmt auch beim Aspire One die Tastatur den Formfaktor. Statt 17,5 Millimetern wie beim Medion-Notebook sind die Tasten des Acer-Geräts mit 16,5 Millimeter jedoch etwas schmaler ausgefallen, der Rechner ist damit einen guten Zentimeter weniger breit als der letzte Aldi-PC. Nur wenige Tasten fallen aus dem Raster, insbesondere Umlaute und Satzzeichen sind genauso breit ausgeführt wie die Buchstaben. Zum Zehn-Finger-Schreiben eignet sich die Acer-Tastatur nach kurzer Eingewöhnung also durchaus.
Unterseite der Tastatur Die Tastatur verfügt über einen klaren Anschlag, macht man davon aber allzu heftig Gebrauch, biegt sie sich deutlich durch. Das liegt an einem sehr dünnen Blech, das die Unterseite bildet. Diese Konstruktion dient auch als Auffangwanne für ein paar Tropfen Flüssigkeit, welche aber nicht aus dem Gehäuse geführt wird. Mit geringem Kraftaufwand kann man das Tastaturmodul so weit durchbiegen, dass es auf das - immerhin durch ein weiteres Blech geschütztes - Mainboard drückt. Dabei wird aber kein Kurzschluss erzeugt. Insgesamt wirkt die Tastatur aber weniger stabil als die des Medion-Minis. Ähnlich schlecht wie beim Aldi-Gerät sind die Lautsprecher an der Unterseite: zwar recht laut, aber blechern und bassfrei. Immerhin verzerren sie bei Acer auch bei hohem Pegel nicht.Tastatur 1:1 bei 96 dpi (nach Klick) Gut platziert vor der Mitte der Leertaste liegt das Touchpad, das klein ist und mit 5 x 2,9 Zentimetern fast CinemaScope-Format erreicht - unnötig für ein 15:9-Display. Zudem liegen die Maustasten an den Seiten des Pads, nicht davor. Das erfordert einige Umstellung, die ersten intuitiven Klicks landen auf der Gehäusekante, wo bei fast allen Notebooks die Maustasten sitzen. Um das winzige Pad etwas zu kompensieren, hat Acer die Geschwindigkeit des Mauszeigers unter Linux aberwitzig hoch eingestellt, was man zum Glück ändern kann.
Beim Aspire One gibt es an der vorderen rechten Gehäuseseite einen Schiebeschalter für das WLAN-Modul - das hatte bislang noch kein Netbook. Mit einem Fingerschnippen kann man so das Funknetzwerk abschalten - zum Stromsparen oder aus Sicherheitsgründen. Diese Funktion findet sich sonst nur selten an größeren Notebooks der Businessklasse. Etwas lästig ist nur die WLAN-LED neben dem Touchpad, die jeden Netzwerktransfer mit nervösem Blinken anzeigt - doch diese Lichtorgel verdeckt man bei der Arbeit mit dem Gerät ohnehin mit den Händen.Das Aspire One 110L mit SSD wiegt mit 3-Zellen-Akku 968 Gramm und ist 24,9 x 17 x 2,9 Zentimeter groß. Damit ist es deutlich kompakter als der Medion-Mini mit seinem 10-Zoll-Display, aber auch wesentlich größer als der Eee-PC 900 mit 8,9-Zoll-Bildschirm. Dafür muss man beim neuen Asus-Modell mit einer viel kleineren Tastatur leben. Der noch nicht lieferbare Aspire One 150X mit 120-GByte-Festplatte und Windows XP soll laut Acer 24,9 x 19,5 x 3,6 Zentimeter messen, das Gewicht ist noch nicht bekannt, dürfte aber deutlich über ein Kilogramm liegen.
Die breite Tastatur bedingt, dass das 8,9-Zoll-Display mit 1.024 x 600 Pixeln an beiden Seiten von einem 2,9 Zentimeter breiten Rahmen eingefasst ist. Wie die Rückseite des Bildschirms ist dieser mit einer hochglänzenden Oberfläche eingefasst. Zusammen mit dem stark spiegelnden Display sieht sich der Benutzer also in heller Umgebung stets selbst.
Das ist schade, weil sich der Bildschirm mit seiner Helligkeit von 160 Candela pro Quadratmetern per LED-Backlight eigentlich auch für die Verwendung in hellem Sonnenlicht eignen würde. Alle anderen bisherigen Netbooks verfügen über einen matten Bildschirm. Manche Anwender bevorzugen aber die elektronischen Schminkspiegel, weil sie subjektiv höhere Kontraste bieten. Geschmackssache.
Sowohl das mitgelieferte Linpus-Linux als auch Windows XP lassen sich mit dieser Displayauflösung praktikabel verwenden. Die meisten Webseiten sind kaum breiter als 1.024 Pixel, und der 19,5 Zentimeter breite Bildschirm reicht bei geringem Abstand auch aus, um sich einen Film anzusehen. Die höhere Pixeldichte von 134 gegenüber den 117 dpi des Medion-Notebooks mit 10-Zoll-Display ergibt kleinere Schriften, die aber auch ohne Vergrößerung durch das Betriebssystem gut lesbar sind.Unterseite des Aspire One Weckt die Oberseite des Aspire One noch spontan die Assoziation schick!, so relativiert sich dieser Eindruck, wenn man auf die Seiten oder die Unterschale blickt. Der sehr raue Kunststoff zeigt deutliche Gussspuren, zudem sitzen die Schnittstellen bei unserem Testgerät aus der Serienproduktion nicht genau in den großzügigen Öffnungen. Der Deckel schließt auf der linken Seite nicht vollständig. Er ist auch nicht, wie beim Medion-Netbook, durch einen Magneten gesichert, sondern nur durch einen recht leichtgängigen Federzug.
SIM-Slot von innen Die linke Verriegelung des Akkus sollte man unbedingt einrasten lassen, sonst löst sich der Stromspender schon durch leichtes Schütteln. Unter dem Akku findet sich auch ein bei unserem Modell zugeklebter Einschub für eine SIM-Karte. Ein entsprechendes UMTS-Modul will Acer später zum Nachrüsten anbieten. Es kommt in den MiniCard-Slot, der über die Rückseite des Rechners leicht zugänglich ist.Hinter dem Akku steckt der SIM-Einschub Um den fest aufs Mainboard verlöteten Speicher von 512 MByte zu erweitern, muss man jedoch das Mainboard ausbauen, der SO-DIMM-Steckplatz ist nicht durch einfaches Abnehmen der Rückseite zugänglich. Wer nicht viel Bastelerfahrung mit Notebooks mitbringt und über geeignetes Werkzeug verfügt, sollte folglich zur 1-GByte-Version greifen, wenn der größere Speicher notwendig erscheint.
Wie schon das Medion-Notebook ist auch das Aspire One um Intels Plattform Diamondville aus dem Atom-Prozessor N270 mit 1,6 GHz und dem Chipsatz 945GSE aufgebaut. Ebenfalls analog zum Aldi-Rechner lässt sich das HyperThreading des Atom im BIOS nicht abschalten, was noch etwas mehr Akkulaufzeit auf Kosten der Rechenleistung bringen würde. Im Akku- wie Netzbetrieb taktet sich der Prozessor bei Inaktivität auf 800 MHz herunter, wie beim SpeedStep von Intels größeren Notebookprozessoren.Zweiter Card-Reader links In der getesteten Version stehen 512 MByte DDR2-533-Speicher zur Verfügung sowie ein SSD-Modul von Phison mit 8 GByte. 4,8 GByte sind davon noch frei, den Rest belegen Linux und die mitgelieferten Anwendungen. Eine clevere Lösung für mehr Speicherplatz stellt der zusätzliche Card-Reader an der linken Seite dar: Er versteht sich nur auf SD-Stecklinge, der zweite Reader zur rechten liest auch Memorysticks. So kann man den Speicher dauerhaft mit einer SDHC-Karte erweitern und beispielsweise die SD-Card aus einer Digitalkamera immer noch ohne Umstände zum Beurteilen der Bilder auf die Schnelle einstecken.
WLAN-Modul von Atheros Die Schnittstellenausstattung entspricht dem, was sich bei den Netbooks inzwischen als Standard entwickelt hat: WLAN nach 802.11 b/g (Draft-N wird nicht unterstützt), Fast-Ethernet, drei USB-2.0-Ports, VGA-Ausgang, VGA-Webcam und Anschlüsse für Mikrofon und Kopfhörer sind vorhanden. Nicht jedoch Bluetooth, optisches Laufwerk und ein digitaler Bildausgang. Dass bisher alle Hersteller auf DVI oder HDMI verzichten, liegt nicht nur an den Kosten für die Buchsen selbst. An den Seiten der kleinen Geräte ist kaum noch Platz für einen weiteren Anschluss, zudem wären die Mainboards durch die zusätzlichen Chips und Leitungen - insbesondere bei DVI - deutlich komplexer. Und für HDMI sind Lizenzkosten zu bezahlen.
Anschlüsse rechts An der linken Seite des Gehäuses des Aspire One sitzt ein sehr schmaler Luftauslass. Durch diesen dringt das in ruhiger Umgebung deutlich wahrnehmbare und leicht surrende Geräusch des Lüfters, der deutlich mehr stört als beim Medion E1210. Im Vergleich zu größeren Notebooks ist der Acer-Zwerg aber immer noch leise. Die Unterseite des Gehäuses wird unter hoher Last nur leicht handwarm.Schon Asus hatte mit seinem Eee-PC 701 ein Xandros-Linux für das Gerät angepasst, auch Acer geht diesen Weg, setzt aber auf die ohnehin schon schlanke Distribution von Linpus. Was das bringt, zeigt sich schon beim Booten: 19 Sekunden nach dem Drücken des Einschaltknopfes erscheint der Desktop.Startbildschirm der Linpus-Linux Er ist in die vier Bereiche Connect, Work, Fun und Files unterteilt, die jeweils nur die Icons für drei der Programme aus der Kategorie anzeigen. Erst nach einem Klick auf den Pfeil in diesen vier Bereichen zeigen sich alle Anwendungen der Kategorie, wobei dann - wie bei den Spielen - auch noch einmal eine Untergruppe versteckt sein kann. Mit einem Druck auf die Home-Taste - dort, wo bei Windows-Rechnern die Windows-Taste neben der Leertaste sitzt - landet man immer wieder auf dem Desktop.
- (cliquez ici pour suivre le lien)
- (cliquez ici pour suivre le lien)
- (cliquez ici pour suivre le lien)