Nicht nur die Kombination der Komponenten bei geringem Gewicht ist ungewöhnlich, auch ein mattes Full-HD-Display findet man gerade bei Gaming-Notebooks selten. Zusammen mit der guten Tastatur und zwei Displayports ist das Erazer auch ein guter Ersatz f¨¹r Desktop-PCs - wären da nicht die Bonbonfarben, auf die wir gleich noch eingehen. Unterwegs ¨¹berzeugt das Gerät aber durch eine Laufzeit, die in unseren Messungen ¨¹ber vier Stunden erreicht.Wir testen im Folgenden ein von Medion gestelltes Muster des X7611 in der größeren Ausstattung mit 128-GByte-SSD f¨¹r 1.350 Euro, es gibt auch noch ein kleineres Modell mit 64-GByte-SSD und einem Display von 1.600 x 900 Pixeln f¨¹r 1.220 Euro.Gaming-Notebooks brauchen starke K¨¹hlung. Im Falle des Erazer wandeln CPU und GPU zusammen ¨¹ber 100 Watt elektrischer Leistung vorwiegend in Wärme um, und die muss irgendwie aus dem flachen Gehäuse heraus. ¨¹blich ist bei so leistungsfähigen Chips eine getrennte K¨¹hlung mit Heatpipes und zwei L¨¹ftern f¨¹r jeden der Bausteine.
Daf¨¹r hat sich auch Medion entschieden: Die Luftauslässe sind f¨¹r die CPU rechts und f¨¹r die GPU links angebracht. Beide Ventilationsöffnungen sitzen an den Seiten und belegen das hintere Viertel des Gehäuses. Dadurch findet sich dort kein Platz mehr f¨¹r die Schnittstellen, was insbesondere bei der Stromzufuhr ärgerlich ist: Die Rundbuchse sitzt ausgerechnet rechts und so weit vorne, dass Rechtshänder leicht mit der Maus gegen den Winkelstecker des Netzteils stoßen. Gerade f¨¹r ein Gaming-Notebook, bei dem das externe Zeigegerät wohl oft zum Einsatz kommt, ist das sehr ung¨¹nstig.
Auch der neben dem Stromport befindliche Cardreader ist dadurch schwerer zugänglich als nötig. Zudem ist er so verbaut, dass SD-Karten drei Millimeter aus dem Gehäuse stehen. Sie sollten beim Transport also entfernt werden, damit sie sich nicht in einer Tasche verhaken. Sehr lobenswert ist dagegen, dass Medion den Cardreader von Realtek per PCIe angebunden hat, er kann so schnelle Speicherkarten ausreizen. Mit einer Sandisk Extreme Pro erreichten wir beim Lesen bis zu 90 MByte/s und beim Schreiben 80 MByte/s. Beim Kopieren von vielen kleinen JPEG-Fotos auf die SSD ergaben sich noch rund 60 MByte/s, dreimal so viel wie bei billigen USB-2.0-Readern, die man immer noch in vielen Notebooks findet.
Ebenso wie SD-Karten stehen auch USB-Geräte etwas aus dem Gehäuse heraus, die Ports sind so eingesetzt, dass stets knapp 2 Millimeter eines USB-Steckers herausstehen. Das ist f¨¹r die kleinen drahtlosen Empfänger f¨¹r Eingabegeräte lästig, weil diese am besten auch unterwegs eingesteckt bleiben, damit sie nicht verloren gehen. Zwei USB-3.0-Ports finden sich rechts, zwei weitere links am Erazer.
Auf der linken Seite gibt es noch vorne drei Audiobuchsen, und zwar f¨¹r Kopfhörer, Mikro und analogen Eingang. Letzterer ist n¨¹tzlich, um die gut klingenden Lautsprecher auch f¨¹r ein anderes Gerät wie ein Smartphone verwenden zu können. In einer Reihe folgen an der linken Seite noch zwei Mini-Displayports sowie einmal HDMI. Alle Monitorausgänge können parallel genutzt werden, auch zusammen mit dem integrierten Display. Per HDMI sind nur höchstens 1.920 x 1.200 Pixel möglich, die Displayports kamen im Test auch mit 2.560 x 1.440 Pixeln zurecht.Sinnvoll platziert ist die Buchse f¨¹r Gigabit-Ethernet, sie sitzt hinten links vor dem GPU-Luftauslass. Dort stört ein dickes Netzwerkkabel wenig. Angetrieben wird der Port von einer Killer-NIC, (Bigfoot E2205), die ¨¹ber ihre Treiber Datenpakete f¨¹r Spiele priorisieren kann. Der Nutzen ist jedoch unter Spielern umstritten, wir bemerkten bei Battlefield 4 im Multiplayer keine Vorteile.
Die Sandisk-SSD X110 im mSata-Format verhilft dem Erazer zu einer Bootzeit von Windows 8.1 direkt bis zum Desktop von knapp 10 Sekunden. Die Lesegeschwindigkeit bei großen Dateien ist mit 390 MByte/s heute gute Mittelklasse, schreiben kann das Laufwerk aber nur mit rund 275 MByte/s.Das geringe Gewicht und der f¨¹r die Ausstattung g¨¹nstige Preis machen es schon klar: Ein besonders edles Metallgehäuse ist nicht zu erwarten. Dennoch wirkte das Erazer auf mehrere Testpersonen hochwertig, denn der Kunststoff fasst sich angenehm an. Das mattschwarze Material ist an allen Stellen leicht aufgeraut, so dass sich das große Notebook sicher greifen lässt.Im Sinne der Gewichtsersparnis ist das Material der Oberschale und des Displays aber stets recht d¨¹nn ausgef¨¹hrt, so dass es sich eindr¨¹cken lässt. Dabei knarzt jedoch nichts, und ein Blick ins Gehäuse zeigt, dass auch die Festplatte in der stabileren Unterschale gut gesch¨¹tzt ist. Abweichende Spaltmasse entdeckten wir an keiner Stelle, auffällig ist nur, dass im geschlossenen Zustand der hintere Teil des Displays abzustehen scheint. Das täuscht jedoch, die Anzeige ist trotzdem flach - vielmehr ist das Displaygelenk leicht auf Zug eingebaut, was daf¨¹r sorgt, dass es sicher schließt. Beim Öffnen gibt sich das X7611 aber eine Blöße, denn die daf¨¹r vorgesehene Kante an der Vorderseite ist viel zu schmal. Besser funktioniert das Aufklappen mit beiden Händen an den Seiten des Displays.
Die Tastatur bietet einen festen, aber noch nicht zu harten Anschlag mit präziser F¨¹hrung. Unverständlich ist bei einem 17-Zoll-Notebook, warum der Ziffernblock - den viele Spieler als Pfeiltasten verwenden - kleiner als der Buchstabenbereich ausgef¨¹hrt ist. Eine Tastaturbeleuchtung, bei Gaming-Notebooks ebenfalls beliebt, ist zwar vorhanden. Sie ist aber nur in absoluter Dunkelheit wirklich n¨¹tzlich, da nicht besonders hell. Das ist offenbar Absicht: Schon mit etwas Abstand scheinen die blauen LEDs an allen Stellen unter den Tasten durch. Ob man das als störend empfindet, ist Geschmackssache.
Das gilt auch f¨¹r das Layout, denn die linke Windows-Taste fehlt ersatzlos, die rechte ist am gewohnten Platz. Laut Medion ist das so vorgesehen, damit Nutzer beim Spielen nicht versehentlich auf dem Desktop landen. Viele externe Gaming-Tastaturen bieten die Möglichkeit, diese Windows-Taste zu deaktivieren, eine solche Lösung hätte uns besser gefallen. Sinnvoll ist dagegen, die oft benötigten Einstellungen f¨¹r Lautstärke und Helligkeit allesamt auf die Pfeiltasten zu legen und nicht wie bei anderen Notebooks auf die Funktionstasten. Das Touchpad ist schön groß und reagiert präzise, was auch der nur leicht rauen Oberfläche geschuldet ist. Gewöhnungsbed¨¹rftig sind aber die Maustasten, die in den unteren Ecken stecken, sie m¨¹ssen recht weit gedr¨¹ckt werden, um einen Klick auszulösen.
Warum ausgerechnet der CPU-L¨¹fter unseres Testgeräts lauter als der GPU-L¨¹fter ist, bleibt unverständlich. Das Prozessorgebläse ist schon beim Abspielen von Flash-Videos in HD deutlich hörbar, bei noch höherer Last wird es nervig pfeifend. Die Lautstärke ist zwar nicht allzu hoch, das Geräusch empfinden wir aber dennoch als unangenehm. Obwohl es sich beim GPU-L¨¹fter um das gleiche Modell handelt, wird dieser nicht so laut wie die K¨¹hlung des Prozessors. Laut Medion handelt es sich nicht um einen Einzelfall, die L¨¹fterkurven der beiden Ventilatoren sind unterschiedlich ausgelegt.Auch wenn man beim Spielen kein Headset trägt, kann das L¨¹fterkonzert durchaus von den Lautsprechern des Erazers ¨¹bertönt werden. Sie entwickeln eine beachtliche Lautstärke und verzerren auch bei hohen Pegeln kaum. Anders als bei vielen anderen Notebooks stellen sie Sprache und Gesang nicht in den Vordergrund, sondern sind recht neutral abgestimmt. Bässe sind zwar nur zu erahnen, aber insgesamt machen sowohl Spielesounds als auch Musik durchaus Freude.Auch in Full-HD-Auflösung und mit der zweithöchsten Detailstufe von Battlefield 4, Tomb Raider und Call of Duty: Black Ops 2 hatten wir einige Stunden Spaß mit dem X7611. Ein Ausreißer war wie stets der Hardwarefresser Crysis 3, hier mussten wir f¨¹r im Schnitt mehr als 30 fps auf mittlere Details zur¨¹ckschalten.
Wir haben in den Benchmarkdiagrammen die GTX 765M mit kleineren und älteren mobilen Nvidia-GPUs verglichen und dazu auch das von der CPU des Medion gestellte HD Graphics 4600 aufgenommen. Auch wenn Intel die Grafikleistung bei Haswell erneut deutlich gesteigert hat, zeigt sich, warum in ein Gaming-Notebook eine diskrete GPU gehört: Die 765M ist ¨¹ber alle Tests mindestens dreimal so schnell. Ein Notebook mit mobiler Radeon-Grafik stand f¨¹r einen kurzfristigen Vergleich nicht zur Verf¨¹gung.Zu beachten ist aber, dass die 765M nur die drittschnellste mobile GPU von Nvidia ist, sie verf¨¹gt lediglich ¨¹ber 768 Rechenwerke, die Modelle 770M und 780M kommen auf 960 und 1.536 Shadereinheiten. Diese Grafikprozessoren sind aber noch leistungshungriger und teurer - damit ist das Erazer immerhin ein Gaming-Notebook der oberen Mittelklasse. Die Nvidia-GPU wird ¨¹ber den Mechanismus Optimus automatisch zugeschaltet, sobald eine Direct3D- oder OpenGL-Anwendung läuft, im Treiber kann man die 765M oder das integrierte HD Graphics auch automatisch auswählen.
Wie stets bei dieser Gerätekategorie unterscheiden sich die Laufzeiten beim Spielen und beim Arbeiten stark. Mit Tomb Raider kommen wir bei der zweithöchsten Detailstufe nur auf eine Stunde und 20 Minuten im Akkubetrieb. Mit dem Balanced-Test von Powermark, der Surfen, Textverarbeitung, einfaches Spielen und Videos umfasst, hält das Notebook aber 4 Stunden und 4 Minuten durch. Dabei wählten wir mittlere Helligkeit, automatische Grafikumschaltung und waren per WLAN verbunden.Damit ist das X7611 immerhin f¨¹r mindestens eine Stunde anspruchsvolles Spielen unterwegs oder einen halben Arbeitstag abseits der Steckdose gut. Das gilt nicht f¨¹r jedes leichte 17-Zoll-Notebook - es stört aber immer das wirklich schlechte Display.Die positiven Aspekte des 17,3-Zoll-Displays im Erazer sind schnell aufgezählt: Es ist matt, spiegelt daher wenig und ist f¨¹r ein TN-Panel recht blickwinkelstabil. Vor allem beim weiten Aufklappen, also dem Blick von unten, verändern sich die Farben kaum. Von oben betrachtet und bei seitlichem Einblick invertiert die Darstellung aber doch - immerhin fällt das beim geraden Sitzen vor dem Notebook noch kaum auf, was nicht bei allen 17-Zöllern der Fall ist.
Damit ginge das Display auch angesichts des Preises in Ordnung, wäre da nicht die völlig falsche Farbdarstellung. Sie fällt schon beim Anmeldebildschirm des vorinstallierten Windows 8.1 auf: Die gelbe Linie sieht aus wie mit einem Textmarker gezogen, Zwischentöne - die sich auf anderen Displays klar erkennen lassen - sind kaum vorhanden. Die gesamte Darstellung ist quietschbunt, aus sattem Rot wird beinahe Pink, und Gr¨¹ntöne haben einen hässlichen blauen Farbstich. Um das im Vergleich mit anderen Notebookdisplays zu dokumentieren, haben wir den Anmeldebildschirm mit einem festen Weißabgleich von 6.500 Kelvin ohne jegliche Farbkorrektur bei vergleichbarer Helligkeit und stets gleicher Blende und Verschlusszeit fotografiert.
Ein solch verbogener Farbkontrast stört nicht nur bei Testbildern, sondern sogar beim Arbeiten mit Windows oder Office-Anwendungen, denn es gibt kein echtes Weiß. Stattdessen stellt das X7611 alles mit einem deutlichen Blauschleier dar, selbst die Fenster des Windows Explorers wirken auf den ersten Blick fremd.