Die zwei Hauptkameras sitzen mittig im oberen Drittel der Rückseite. Eingerahmt werden die beiden Linsen von Fokus-Sensor und Doppel-LED-Blitz. Auf der rechten Gehäuseseite sitzen die Lautstärkewippe und der geriffelte Power-Button. Die Hardware-Tasten sind gut zu erreichen und haben einen angenehmen Druckpunkt. Auf der Unterseite finden sich Öffnungen für Lautsprecher, Mikrofon und USB-C-Port.
Für ausreichend Rechenleistung setzt Huawei auf den neuen Kirin-970-Chipsatz mit 8-Core-CPU und 12-Core-Grafikprozessor. Erstmals mit an Bord: eine eigenständige NPU; ein Prozessor für die künstliche Intelligenz. Im Antutu-Benchmark erreichte unser Testgerät beim ersten Anlauf 170.426 Punkte. Nach dem am Dienstag veröffentlichten Update schafft das Mate 10 Pro 172.023 Punkte. Damit reiht es sich zwar hinter Samsung Galaxy S8 (173.446 Punkte) und iPhone 7 (175.268 Punkte) ein, in der Praxis merken wir diesen kleinen Unterschied allerdings überhaupt nicht. Auch grafisch sehr aufwendige Spiele wie Asphalt 8 oder Dead Trigger 2 laufen in maximaler Auflösung absolut ruckelfrei, die Ladezeiten der Apps sind sehr kurz.
Der Dual-SIM-Einschub des Mate 10 Pro akzeptiert zeitgleich zwei LTE-SIM-Karten. Die internen 128 GByte Speicher müssen reichen, ein Speicherkartenslot ist nicht vorhanden. Eine Kopfhörerbuchse ist beim Mate 10 Pro ebenfalls nicht verbaut; dafür gehört aber ein passender Klinke-USB-Adapter zum Lieferumfang. Huawei setzt voll auf den neuen USB-C-Anschluss. Der 4000-maH-Akku, Netzteil und USB-C-Kabel sind erstmals vom TÜV zertifiziert. Huawei wirbt nicht nur mit höherer Sicherheit beim Laden, sondern verspricht auch eine längere Haltbarkeit des Akkus. Bei durchschnittlicher Nutzung hält das Mate 10 Pro gut zwei Tage lang durch. Heavy-User kommen bei intensiver Nutzung, trotz der hohen Kapazität nur einen Tag über die Runden. Sollte der Strom knapp sein, reichen 30 Minuten an der Steckdose und das Huawei Smartphone ist wieder zu über 50% aufgeladen.
Das Mate 10 Pro verfügt außerdem über NFC, einen Spritzwasser.- und Staubschutz nach IP67, WLAN 802.11 a/b/g/n/ac, GPS und Glonass. Zudem ist es das erste Smartphone mit schnellem LTE Cat18, wodurch Übertragungen mit bis zu 1,2 GByte pro Sekunde möglich sind. Aktuell ist das allerdings nur auf dem Papier von Vorteil, da das im Moment noch kein deutscher Mobilfunkanbieter unterstützt. Vom Tarif abhängig, wäre das Inklusive-Volumen nach wenigen Sekunden aufgebraucht.
Der eigenständige Prozessor für die KI steht auch für App-Entwickler zur Verfügung. Bereits im Auslieferungszustand hat die NPU ausreichend Gelegenheit zu zeigen, wofür sie gut ist. Eine der Hauptaufgaben ist es, die Prozesse und Abläufe des Nutzers zu analysieren, und die Prozessorleistung daraufhin zu optimieren. Neben einer höheren Geschwindigkeit soll die KI des Mate 10 Pro auch für einen reduzierten Stromverbrauch sorgen, der die Akkulaufzeit deutlich erhöhen soll.
Eine Anwendung, in der wir die Intelligenz des Huawei Smartphones direkt mitbekommen, ist die Foto-App. Die NPU analysiert das Kamerabild mit 30 Bildern pro Sekunde und das versucht in Echtzeit abzuschätzen, was der Nutzer eigentlich fotografiert. Huawei gibt an, die Software mit 100 Millionen Fotos angelernt zu haben, um eine möglichst präzise Einschätzung vorzunehmen. Kaum richten wir die Kamera auf eine Person, erscheint ein kleines Portrait-Symbol. Visieren wir einen Teller mit Lebensmitteln an, erscheint das Symbol eines Tellers. Je nach Situation stellt das Mate 10 Pro seine Kameraparameter passend ein, was die Bildqualität positiv beeinflusst. Die Qualität der Fotos ist auf jeden Fall beeindruckend.
Eine weitere Anwendung, bei der die NPU zum Einsatz kommt, ist die Übersetzungs-App von Microsoft. Diese arbeitet, laut Huawei, dank der NPU um ein vielfaches schneller, als ohne. In der Praxis konnten wir uns davon überzeugen, wie schnell das Programm vernünftige Ergebnisse liefert. Beeindruckend und in vielen Situationen sehr praktisch. Die App ist allerdings auch für alle anderen Android-Smartphones erhältlich. Im Praxistest fotografieren wir eine Seite aus einer Anleitung und lassen uns diese Übersetzen. Gestoppt wird die Zeit zwischen Auslösen der Kamera und dem Erscheinen des übersetzten Textes. Das Mate 10 Pro braucht dafür unter 2 Sekunden. Das HTC Play U braucht für dieselbe Aufgabe 6 bis 7 Sekunden.
Das Mate 10 Pro hat die äußeren Abmessungen eines Smartphones mit 5,5-Zoll-Display. Durch das geschickte Design mit den dünnen Rahmen hat es Huawei geschafft, einen 6,0-Zoll Monitor im 18:9-Format unterzubringen. Das OLED-Panel ist mit 2160 × 1080 hochauflösend; es kommt auf eine Pixeldichte von 402 ppi (Pixel per Inch). Damit ist die Darstellung gestochen scharf. Zumindest im Labor ist die maximale Helligkeit der Anzeige nicht überragend. Maximal 420 cd/m² ist bis zu 50 Prozent weniger, als die Konkurrenz zu bieten hat. In der Praxis hat das aber kaum Auswirkungen, denn auch bei direkter Sonneneinstrahlung ist das Display noch gut ablesbar.
Die Helligkeitsverteilung auf dem Display ist ebenfalls gut. Zwischen dem hellsten Punkt – bei unserem Testgerät oben rechts – und der dunkelsten Ecke (unten rechts) gibt es einen Unterschied von etwa 10 Prozent bei der Darstellung von weiß bei voller Helligkeit. Klingt nach viel, ist aber so wenig, dass man teures Messequipment braucht, um die Differenz festzustellen. Mit dem bloßen Auge erkennt man nichts.
Aufgrund der Tatsache, dass Huawei beim Mate 10 Pro auf ein AMOLED-Panel mit selbstleuchtenden Pixeln setzt, ist der Kontrast prinzipbedingt perfekt. Dementsprechend toll sehen auch Videos und Fotos mit hohen Kontrasten aus, und Farben wirken vielleicht nicht immer realistisch, aber richtig kräftig. Auch die Blickwinkelproblematik entfällt bei dieser Display-Technik, durch Lichtbrechung in der Schutzscheibe des Touchscreens gibt es aber dennoch minimale Verfärbungen, wenn man von der Seite und vor allem von unten auf die Anzeige blickt.
Softwaretechnisch ist das Mate 10 Pro auf dem aktuellsten Stand. Android Oreo ist vorinstalliert und als Oberfläche kommt die Huawei-eigene Oberfläche EMUI 8.0 zum Einsatz. Huawei hat die Versionsnummer nun an die von Android angepasst, um die Nummerierung verständlicher zu gestalten. Die Oberfläche gefällt uns gut; das ist aber Geschmackssache. Wer normalerweise mit der Standard-Oberfläche von Android arbeitet, wird sich erst daran gewöhnen müssen, da die Menüstruktur abweichend aufgebaut ist.
Außer den Google-Apps und der Übersetzungs-Software von Microsoft ist keine Bloatware vorinstalliert. Das gefällt uns – zumal der Speicher zwar üppig, aber nicht erweiterbar ist.